Freimaurerei
Dr. Claus Hemmer
1. Was ist Freimaurerei?
Die Freimaurerei ist ein ethisch orientierter Freundschaftsbund von Männern über weltanschauliche, politische, nationale, soziale und konfessionelle Grenzen hinweg. Sie basiert aus ihrer historischen Entwicklung im christlichen Abendland heraus auch auf dem Christentum, im Freimaurerorden auf der Anerkennung der Lehre Jesu Christi, wie sie in der Bibel niedergelegt ist, insbesondere in der Bergpredigt: dies sind die Prinzipien der christlichen Nächstenliebe, der Hilfsbereitschaft, der Toleranz, der Humanität, sowie sie auch in den Idealen der französischen Revolution (liberté, egalité, fraternité) und in den amerikanischen Menschenrechtsbestrebungen (Declaration of Human Rights) zum Ausdruck kommen.
Freimaurerei ist auch eine Initiationsgemeinschaft und ein symbolischer Werkbund, der Symbole und symbolische Handlungen (Rituale) verwendet, die aus der Tradition der europäischen Dombauhütten stammen, als symbolische Anleitung zur Selbsterkenntnis und Selbstveredlung.
2. Was ist Freimaurerei nicht?
Die Freimaurerei ist kein Service-Club, etwa wie Rotary oder Lions-Club, obwohl sie auch karitativ wirkt. Sie ist kein Geheimbund und keine Verschwörung sondern bekennt sich zu Demokratie, zu Recht und Gesetz. Sie ist weder politische Partei noch ein politischer Interessenverband. Sie ist keine Kirche, keine Religion, auch keine Glaubensgemeinschaft oder Sekte, sondern folgt dem Grundsatz: jeder kann nach seiner Façon selig werden.
3. Was will Freimaurerei?
Freimaurerei will, wie andere Institutionen, die Welt und die Menschen verbessern. Freimaurer arbeiten nicht an anderen, sondern an sich selbst, nach dem Motto: „Erkenne Dich selbst! Gehe in Dich! Ändere Deinen Sinn!“. Arbeite an Deiner Vervollkommnung zu größerer Mitmenschlichkeit! Lass Deine Familie, Deine Partner in Beruf und Gesellschaft spüren, dass Du anders geworden bist. Nicht alle Freimaurer erreichen jedoch dieses Ideal. Ein Freimaurer strebt danach.
4. Was ist das Freimaurerische Geheimnis?
Das Geheimnis der Logen ist nicht materieller, metaphysischer Art und auch kein geheimes Wissen (Alchimie). Es ist gelebte Tugend, die erlebt, erschaut, geübt werden kann, aber nicht gelehrt und übertragen werden kann, ihr Inhalt ist nicht fixierbar. Das freimaurerische Geheimnis ist das individuelle spirituelle Erlebnis, das der Freimaurer durch seine rituelle Arbeit erfährt.
Den Freimaurern wird oft Geheimniskrämerei vorgeworfen. Sie haben sich bedeckt gehalten, da ihnen zu allen Zeiten nachgestellt wurde. Auch unsere Loge zählt zu den Geschädigten durch NS-Unrecht. Es soll daher jedem Freimaurer vorbehalten bleiben, sich zu erkennen zu geben. Rituelle Arbeiten, die „Logenarbeiten“, finden in geschlossener Loge statt. Außenstehende würden das Ritual nicht verstehen und die rituellen Handlungen merkwürdig finden. In den Logenarbeiten wird freimaurerisches Wissen stufenweise vermittelt. Damit solches Wissen nicht vorab offenbart und dadurch entwertet wird, ist Verschwiegenheit eine freimaurerische Tugend.
5. Wie ist die Freimaurerei entstanden?
Vor etwa 300 Jahren bildeten sich in Europa aus der Tradition der Dombauhütten heraus die ersten modernen Freimaurerlogen, und zwar zuerst in England. Von dort gelangte die Freimaurerei zunächst nach Frankreich und dann nach Deutschland. Die Übersetzung “Freimaurer“ aus dem englischen freemason ist unglücklich, denn ein mason ist kein Maurer sondern ein freier Steinmetz. Die handwerklichen Tätigkeiten wurden hinfort nicht mehr physisch sondern als symbolische Handlung ausgeübt. Die Freimaurer nennen sich daher “angenommene oder spekulative Maurer“. In den Ritualen finden sich unter anderem auch Elemente aus der Epoche des europäischen Mittelalters und aus alttestamentarischen Zeiten, nämlich aus der Zeit des Baues des Tempels in Jerusalem vor 2.500 Jahren unter König Salomon. Der Name unserer Loge “Harpokrates zur Morgenröthe“ entstammt der ägyptischen Mythologie. Die Wurzeln der modernen Freimaurerei sind also älter als 300 Jahre und finden frühere Erwähnung.
6. Zahlen zur Geschichte
1717 Gründung der ersten Großloge in England
1737 Gründung der ältesten deutschen Freimaurerloge in Hamburg “Loge d´Hambourg“ (arbeitete noch in französischer Sprache), später “Absalom zu den 3 Nesseln“
1739 Aufnahme Friedrichs des Großen zum Freimaurer in Braunschweig
1770 Gründung der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland
1774 Schutzbrief für die Große Landesloge durch Friedrich den Großen
1809 Gründung der Johannisloge “Harpokrates zur Morgenröthe“ zu Schwerin
1826 Georg Adolph Demmler wird Mitglied der JL HzM
1933 gibt es ca. 80.000 Freimaurer in Deutschland
1934 Auflösung der Freimaurerlogen durch die Nazis, Wiederbelebung nach 1945
1958 Zusammenschluß der Deutschen Großlogen zu den “Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bruderschaft der Freimaurer“
1991 Reaktivierung der JL HzM zu Schwerin
7. Wie ist die Freimaurerei weltweit und in Deutschland strukturiert?
Weltweit existieren etwa 40.000 Logen mit sechs Millionen Mitgliedern in über 130 (demokratischen) Ländern, in Deutschland 400 Logen mit 14.000 Mitgliedern. Die strukturelle Grundeinheit der Freimaurerei ist die Loge mit einem Logenmeister oder Meister vom Stuhl als Vorsitzendem. Die Logen sind in Provinziallogen nach Bundesländern organisiert. Die Provinziallogen gehören einer Großloge an, die jeweils über eine eigene Lehrart verfügt. Die fünf in Deutschland arbeitenden Großlogen sind zusammengeschlossen in den „Vereinigten Großlogen der Freimaurer von Deutschland“ (VGLvD) mit Sitz in Berlin. Die fünf in Deutschland tätigen Großlogen sind:
Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL AFuAMvD), Berlin
Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland – Freimaurerorden (GLL FvD), Berlin
Große Nationale Mutterloge „Zu den Drei Weltkugeln“ (GNML 3WK), Berlin
American-Canadian Grand Lodge (ACGL)
Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG)
Fünf freie Logen unterstehen direkt den Vereinigten Großlogen von Deutschland. Die strukturelle Gliederung der Freimaurerei in Deutschland und weltweit ist nicht im Sinne einer hierarchischen Ordnung zu verstehen. Die Logen sind unabhängig in ihren Entscheidungen und erhalten keine Weisungen von oben, sondern beachten nur die Regeln ihrer Lehrart. Es gibt keine geheimen Oberen.
8. Wer war und ist Freimaurer
Seit Bestehen der modernen Freimaurerei waren und sind Freimaurer: Könige, Politiker, Militärs, Wissenschaftler, Pioniere und Künstler, hier ein kleine Auswahl:
Könige, Politiker
Friedrich der Große, König Wilhelm I., Gustav Adolf V. König von Schweden, Prinz Philip Herzog von Edinburgh, Sir Winston Churchill, George Washington 1. Präsident der USA, Franklin Roosevelt, Theodore Roosevelt, Mustafa Atatürk, Gustav Stresemann, Thomas Dehler, Willy Kressmann, Giuseppe Garibaldi, Casanova.
Militärs
Gerhard Scharnhorst, Gebhardt von Blücher, Graf Luckner.
Wissenschaftler und Pioniere
Alfred Brehm, Alexander von Humboldt, Heinrich Schliemann, Charles Lindberg, Edwin Aldrin (zweiter Mann auf dem Mond), Walt Disney, Axel Springer, Henry Ford.
Künstler
Franz Liszt, Alexander Puschkin, Mark Twain, Charly Chaplin, Clark Gable, Karl-Heinz Böhm, Gotthold Ephraim Lessing, Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Lovis Corinth.
9. Warum wird ein Mann Freimaurer
Männer, die sich um Aufnahme in eine Loge bemühen, werden Suchende genannt. Sie suchen jenseits ihres Alltagsdaseins, ihrer Daseinsvorsorge, nach etwas, mit dem sie ihr Leben bereichern können.
Allerdings ist es gar nicht so einfach, das Ziel dieser Suche zu präzisieren. Es liegt eine Vielzahl unterschiedlicher Gründe vor, sich der Freimaurerei anzuschließen, über die sich selbst bewährte Brüder nicht immer im Klaren sind. Die Beschäftigung mit der Freimaurerei ist auch eine sehr persönliche und schwierige Aufgabe. Generell lassen sich mehrere Beweggründe ausmachen:
- das Streben nach Selbstverwirklichung,
- das Bedürfnis nach Freundschaft,
- der Wunsch die Welt zu verbessern,
- Neugierde.
Wer aber glaubt, materielle Vorteile zu erlangen (Geschäftsmaurerei), wird enttäuscht werden. Er wird hingegen auf Freundschaft, Brüderlichkeit, Verschwiegenheit und Zuverlässigkeit treffen.
10. Wie kann „Mann“ Freimaurer werden und warum Frauen nicht?
Freimaurerlogen und Freimaurer werben nicht um Mitglieder. Sie sind aber jederzeit bereit, Interessenten an die Freimaurerei heranzuführen. Hierzu dienen so genannte Gäste-Abende, zu denen Interessenten eingeladen und in zwangloser Atmosphäre über freimaurerische Inhalte informiert werden. Ernsthafte Interessenten müssen dann aber aus eigener Entscheidung heraus ihren Wunsch nach Aufnahme in den Bund aktiv äußern, es wird niemand gedrängt werden. Freimaurer kann jeder Mann werden, der das 21. Lebensjahr erreicht und einen guten Leumund hat.
Frauen können in so genannte reguläre Freimaurerlogen nicht aufgenommen werden. Freimaurer sind deshalb nicht per se frauenfeindlich, im Gegenteil. Generell bringen sie insbesondere ihren Ehefrauen oder Lebenspartnerinnen größten Respekt entgegen und beziehen sie in das gesellschaftliche Logenleben ein. Die Ehefrau oder Partnerin eines fremden Suchenden sollte auf jeden Fall über dessen Absicht informiert sein und sein Aufnahmegesuch befürworten und unterstützen. Aus der Tradition der Bauhütten heraus bilden Freimaurer eine Männergesellschaft. Dessen ungeachtet gibt es reine Frauenlogen, die in der Frauen-Großloge von Deutschland (FGLvD) organisiert sind. Darüber hinaus gibt es gemischte Logen (Humanitas – Freimaurergroßloge für Frauen und Männer in Deutschland).
Unsere Johannisloge „Harpokrates zur Morgenröthe“ zu Schwerin, arbeitet als Freimaurerloge unter der Konstitution der GLL FvD – Freimaurerorden.